
Ich habe Wirtschaftspädagogik an der WU in Wien studiert. Heute würde ich – vermutlich etwas anderes machen, ja. Es war damals für mich eine Kompromiss-Entscheidung. Wirtschaft hat mich immer schon interessiert, schon in der Schule, ich bin auch ein bisschen familiär vorbelastet. Zweitens hat mich Psychologie fasziniert. Die Wirtschaftspädagogik konnte beides damals sehr gut verbinden. Ich hatte aber nie die Absicht, ins Lehramt zu gehen.
Ich habe nie in einer Schule unterrichtet. Ich habe eine Zeitlang, studienbegleitend, Erwachsenenbildung gemacht. Nach der Uni war ich dann 10 Jahre bei einer Unternehmensberatung, aber in der Soft-Facts-Welt, sprich Führungskräfteentwicklung für Change Management. Vor dreieinhalb Jahren bin ich dann zur Syngroup gekommen, weil ich gemerkt habe, dass mir diese Fokussierung auf Soft-Facts-Beratung doch zu Psychologie lastig und damit zu einseitig war. Mir ist die Zahlenwelt, das Betriebswirtschaftliche abgegangen.
Ja, ich würde durchaus sagen, in die Wiege gelegt. Dazu kommt ein weiterer Aspekt: Ich habe während meines Studiums auch jahrelang als Reiseleiter gearbeitet. Im Nachhinein betrachtet war das eine sehr gute Gelegenheit, Länder, Leute und Sprachen kennenzulernen. Das kommt mir heute zugute. Ich sage auch meinen jungen Kollegen und Kolleginnen immer: Man muss das Reisen mögen.
Ist es, ja, wenn man den Job längerfristig machen will. Zu sagen, es ist schon ok, wenn ich mal einen Tag nicht da bin, oder zwei, aber grundsätzlich möchte ich schon am Abend in Wien meine Freunde treffen – das geht halt nicht bei diesem Job. Ich bin jetzt schon recht lange in diesem Rhythmus, wo man Montag bis Donnerstag weg ist. Im familiären Kontext muss man sich natürlich arrangieren, das geht wahrscheinlich auch nicht bei jedem.
Bei mir geht das glücklicherweise gut, ja.
Ich bin damals ins kalte Wasser gesprungen, weil ich von der Industrie, bevor ich hierher gekommen bin, keine Ahnung hatte. Ich habe zwar mit Industrie-Unternehmen und deren Mitarbeitern auch schon vorher gearbeitet, aber ausschließlich im Seminarraum, nie vor Ort. Daher hatte ich da am Anfang so meine Zweifel, ob das gehen wird. Man muss zunächst den Respekt vor den großen Maschinen ablegen, dann geht das schon, hieß es. Und so war es. Ich habe dann bald gemerkt, dass mir diese Kombination aus Betriebswirtschaft und der Arbeit mit Menschen sehr entgegen kommt. Das war ja mein Ding. Okay, die technischen Aspekte im Prozess, die Produktionsabläufe sind dazu gekommen, aber das konnte ich lernen.
Das ist bei uns tatsächlich sehr unterschiedlich ausgeprägt. Bei mir ist es eine gute Mischung. Ich habe ein großes Projekt, ein internationales Produktionsunternehmen, das ich jetzt schon das dritte Jahr durchgehend betreuen darf. Das lastet mich übers Jahr gesehen vielleicht zu 20, 30 Prozent aus.
Ja, das hat sich jetzt so eingependelt. Wir betreuen drei bis vier Standorte, und da mache ich quartalsmäßige Besuche. Zusätzlich bin ich operativ für die Abwicklung unserer Aufträge in Deutschland verantwortlich. Wir haben ja auch eine Tochter in München, die Bayern-Consult. Das ist thematisch etwas anderes. Dieses Geschäftsfeld ist sehr finanzlastig, wir sind da Partner der deutschen Sparkassen, über die die Aufträge zu uns kommen.
Industrie weniger, die Kunden sind hauptsächlich deutscher Mittelstand, davon gibt’s in Deutschland ja sehr viel. Und davon sind auch sehr viele Zulieferer der Industrie, also durchaus Produktion. An sich ist das also nicht so weit weg.
Offiziell ist der Kunde der Mittelständler. Aber die Bank empfiehlt Unternehmen aus unterschiedlichen Gründen einen Berater zu nehmen, das ist das Konstrukt in Deutschland.
Darüber kann man streiten. Wir kommen dann in aller Regel in einen Dreiervorschlag. Und da kommt schon regelmäßig etwas heraus dabei. Jedenfalls ist mein Aufgabengebiet mit diesen beiden Bereichen summa summarum sehr abwechslungsreich.
Ja. Wir haben einen Vertriebler in Deutschland, der gleichzeitig die Schnittstelle zu den Sparkassen ist. Wenn’s um das operative Abwickeln geht, bin ich federführend mit ein zwei Kollegen, die mich unterstützen.
Ich mache vor allem das, was sich gut mit meiner beruflichen Situation kombinieren lässt: Laufen. Damit habe ich schon sehr früh begonnen. Und laufen kann man überall, Schuhe kann man bald einmal mitnehmen, man ist schnell dabei.
Genau. Dafür müsste ich schon sehr, sehr viel Zeit haben. (lacht)
Ja, bin ich auch gelaufen. Was mache ich sonst noch? Familie, der Rest ist der Familie gewidmet – und viel mehr ist nicht, dass muss man halt auch sagen. Aber für mich passt das gut. Junge Kollegen sehen das oft etwas anders.
Das ist durchaus auch meine Wahrnehmung. Ich will das keinesfalls verurteilen, jedem das Seine. Ich habe zumindest einen Vergleich zur langjährigen Tätigkeit bei meinem früheren Arbeitgeber, wo es vielleicht nicht immer so heiß her gegangen ist, und dennoch: Obwohl ich hier vergleichsweise viel mehr arbeite, sehr viele Stunden in die Projekte stecke, ist für mich die Work-Life-Balance in der Syngroup besser als in meinem vorherigen Job.
Ja, mag sein. Was ich jedenfalls sehr wertschätze ist eine stark ausgeprägte Syngroup Kultur: Am Wochenende wird man in Ruhe gelassen. Es schreibt in aller Regel keiner ein E-Mail am Wochenende, es wird dich niemand anrufen. Das ist so. Am Montag in der Früh musst du sowieso wieder um sechs am Flughafen sein. Aber das Wochenende ist quasi heilig. Das ist ein zentraler Punkt für mich.
Ich würde sagen, es ist allen gleich wichtig.
Es geht sich aus. Und das muss es auch, weil wenn es anders wäre, würde das System kippen, denke ich.
Ich beginne vielleicht so: Ich habe meine Diplomarbeit über Motivation geschrieben. Mich motivieren Entwicklungen, an denen ich beteiligt bin, die ich nachvollziehen kann. In der Industrieberatung gehen notwendige Entwicklungen immer nur Schritt für Schritt, viele oft sehr kleine Schritte. Ohne langen Atem bist du da chancenlos. Dazu kommt die extreme Fluktuation, unter der fast alle Betriebe zu leiden haben, im Top-Management, aber auch bei den Abteilungsleitern. Was einen oft erst recht zurückwirft in der Entwicklung. Aber wenn man trotz aller Schwierigkeiten mit vereinten Kräften in einer langfristigen Begleitung dann doch etwas verändern kann, eine Entwicklung zum Besseren anstoßen kann, dann sind das die Erfolgsmomente dieses Jobs. Und damit sind wir wieder am Anfang, bei der Motivation.
Ich habe das sicher früher auch anders gesehen, mittlerweile bin ich da pragmatischer. Natürlich stellt sich bei mir auch manchmal großer Zweifel ein, Stichwort: Einweg-Kunststoff. Das ist wirklich, wirklich schwierig, wenn man in einer Lagerhalle, 50 Mal 100 m steht und darin türmen sich ausschließlich Einweg-Produkte aus Plastik. Aber andererseits, die Welt ist eben so. Für mich heißt das: Wenn ich da jetzt etwas dazu beitragen kann, dass wir das Zeug zumindest weniger mit dem Lkw durch die Gegend führen müssen, dann hat man zumindest einen kleinen Schritt getan. Effizienz bei Industrieunternehmen heißt nun mal primär Energie und Material sparen, weniger Ausschuss usw. Das umfasst schon einiges.
Natürlich, man sagt uns nach, dass wir immer nur beim Personal sparen. Ja, das gibt’s auch, das muss es auch geben, weil Unternehmen atmen eben auch von der Größenordnung her. Manchmal wird man dadurch tatsächlich effizienter. Aber primär geht es, wie gesagt, um Energieeffizienz, Materialeffizienz, Verkürzung der jeweiligen Produktionszeit – und das ist immer auch der Umwelt zuträglich.
Das mag jetzt wieder abgeklärt klingen: Ich denke, wir werden spätestens in den nächsten fünf Jahre mit diesem Thema von ganz vielen Kunden konfrontiert werden, und zwar ganz pragmatisch aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Und dass ich das nicht als negative Entwicklung für mich und die Syngroup sehe, liegt auf der Hand.
Stabilität.
Lust auf Neues.
Der Blick von außen.
Offenheit.
Ausdauer.
Zugänglichkeit.
Unterschiedliche Länder, unterschiedliche Kulturen.
Etwas, wo ich anfangs nicht viel damit anfangen konnte, das ich mittlerweile viel besser verstehe und das auch bei mir immer mehr in Fleisch und Blut übergeht.