Interview
MEHR ABWECHSLUNG ALS BEI (M)EINEM KUNDEN KANN MAN GAR NICHT HABEN
Stefan Zingel, Partner, über seinen Weg ins Consulting, sein Verständnis von Verantwortung und Führung, Nachhaltigkeit in der Verpackungsindustrie und die Vorteile, sich als Berater exklusiv einem großen Key Account zu widmen.
Herr Zingel, was haben Sie studiert?

Betriebswirtschaft, ganz klassisch. Wobei ich das begonnen habe, weil ich damals nicht ganz sicher war, was ich sonst machen sollte. Chemie, mein eigentliches Wunschstudium, ist sich leider nicht ausgegangen. Die Durchschnittszeit lag in meiner Generation bei 14 Semester, da hab ich gesagt: Das mach’ ich sicher nicht. Zwischendurch habe ich dann das Studium gegen Arbeit und Geld verdienen getauscht. Schlussendlich habe ich mich dann aber doch für das Studium entschieden, allerdings auf der FH. Das hat dann super gepasst, weil es meinem Naturell besser entsprochen hat.

Würden Sie jetzt wieder Betriebswirtschaft studieren? Vielleicht im Ausland?

Also ich möchte meine Studienzeit nicht missen, die war sehr spannend, weil ich auch das Glück hatte, tolle Auslandssemester machen zu können. Zwei Berufspraktika haben mir vor Augen geführt, dass es viel, viel mehr gibt als nur BWL. Mit meiner heutigen Erfahrung würde ich mich vermutlich dazu durchringen, doch technische Chemie zu studieren. Auch weil ich heute weiß, dass Betriebswirtschaft eigentlich kein Fach ist, das man studieren muss. Betriebswirtschaftliches Verständnis kann man sich über den Hausverstand aneignen, wenn man sich ernsthaft interessiert, kriegt man das mit. Deshalb würde ich heute in irgendeiner Art und Weise etwas Naturwissenschaftliches studieren.

Ja, man kann sich vieles aneignen, außer wohl in der Medizin und – in der Chemie. Spiegelt sich Ihre Faszination für Chemie heute in irgendeiner Weise, etwa in Ihrer Freizeit wieder?

In Wirklichkeit nicht. Aber ich habe generell viele unterschiedliche Interessen. Viele Dinge gut zu können, war immer mein Ansatz. Ich mache lieber 20 Dinge überdurchschnittlich gut als nur eine perfekt. Vielleicht spiegelt das meinen Charakter wider. Was zu diesem Job auch wieder gut passt. Einen guten Berater zeichnet ja aus, dass er nicht nur das Problem sieht sondern auch rechts und links schauen kann und sich schnell in unterschiedliche Situationen hineinversetzen kann.

Wie kam es dann dazu, dass Sie Berater wurden?

Es war Zufall, aufgrund meines Studiums und meiner Auslandseinsätze wollte ich lieber in die Automobilindustrie. Das war aber damals während der Finanzkrise, 2008. Da hatten alle Automobilkonzerne Aufnahmestopp, da gab es nichts mehr zu holen, und ich musste mir etwas Anderes suchen. Irgendwie bin ich dann auf die Syngroup gekommen. Es war gar nicht die Beratung per se, die mich gereizt hat, sondern es war vielmehr das Unternehmen Syngroup, von dem ich über einen Bekannten gehört hatte.

Was hat er Ihnen erzählt?

„Du, das ist eine nette, relativ kleine Truppe, die aber einen guten Stand in der Industrie hat, schau‘ dir das mal an.“ Wie die Zufälle eben so spielen: Ich kann mich gut erinnern, ich war am 21. Dezember zum Vorstellungsgespräch bei Wolfgang Hillerbrand und Heinz Kailbauer. Wir waren uns sofort sympathisch, hatten ähnliche Interessen und Vorstellungen. Am 23. Dezember hatte ich dann den Vertrag am Tisch und habe ihn unterschrieben.

Ein schönes Weihnachtsgeschenk. Man könnte also sagen, Sie sind eigentlich ins Beratergeschäft hineingerutscht?

Na ja, es gehört schon auch einiges an Interesse dazu, dass man so etwas macht. Man weiß ja, was Beratung bedeutet: viel Reisen, viel Stress, viele unterschiedliche Kunden, auch immer wieder schwierige Situationen. Aber ich war mir aufgrund des Vorstellungsgespräches sicher. In meiner Familie wurde das immer schon so gelebt, dass Arbeit eben nicht nur Erwerbsarbeit, sondern der bestimmende Teil des Lebens ist. Und den sollte man unbedingt so verbringen, dass man sich wohlfühlt. Und aus dieser Einstellung heraus habe ich oft nach Bauchgefühl entschieden. Was ich studiere, welchen Studiengang ich wähle, ob ich FH mache, ob ich jetzt zu dem Arbeitgeber oder zu jenem gehe – bis jetzt hat mich mein Bauchgefühl selten getäuscht. Und ich glaube 10 Jahre bei der Syngroup sprechen für sich.

Man kann also sagen, die Erwartungen, die Sie am Anfang hatten, haben sich erfüllt?

Ja. In Summe ist es ein sehr, sehr gutes Unternehmen, und ich weiß, meine Entscheidung war sehr, sehr richtig.

Und was glauben Sie, wie wird es für Sie weitergehen bei der Syngroup?

Wenn ich jetzt meine persönliche Entwicklung betrachte, hört man hier niemals auf zu lernen, das ist das besonders Spannende bei der Syngroup. Wenn ich die Syngroup selbst betrachte, wie es mit ihr weitergehen soll, denke ich, genau wie bisher ­– vielleicht mit einem zusätzlichen Quäntchen Mut zur Veränderung. Wir haben über die letzten zehn Jahre eine Transformation vom Kleinunternehmen zu einem Mittelständler vollzogen. Man bekrittelt bei den Kunden ja oft die Strukturbrüche oder die Strukturfehler, die nicht gesehen werden bzw. gesehen und dennoch nicht behoben werden – und intern geht es uns genauso: Man sieht die Brüche zwar, aber kann sie doch nicht optimal lösen. Ich glaube, da haben wir noch etwas aufzuholen.

Was machen Sie eigentlich genau für die Syngroup?

Mein Schwerpunkt ist ein Key-Account aus der Papier- und Verpackungsindustrie, wo ich von meinem ersten Tag an aktiv bin. Dazwischen war ich auch immer wieder bei anderen Kunden und in anderen Branchen für das Thema Prozessoptimierung verantwortlich. Das betrifft alles, wenn es darum geht, ein Unternehmen effizienter zu machen. Sei es jetzt den Personaleinsatz sinnvoller zu gestalten, zusätzliche Aufträge abzuwickeln, Kapazität frei zu spielen für Volumen und, ja, auch Cost Cutting, also konkret irgendwo Kostenreduktionen umzusetzen.

Sie sind also bei einem der wichtigsten Kunden der Syngroup tätig. Da tragen Sie besondere Verantwortung.

Nun, Verantwortung haben wir natürlich alle, dass die Firma funktioniert. Aber ja, in der Position in der ich heute bin, trage ich natürlich die Verantwortung, das Geschäft aufrecht zu erhalten und den Kunden so gut zu servicieren, dass wir weiterhin viel zu tun haben.

Aber Sie sind da natürlich innerhalb eines Teams involviert.

Ja, mit Heinz Kailbauer, unserem COO und Martin Lojka. Wir versuchen gemeinsam, dass wir unseren Key Account bestmöglich betreuen.

Könnte man zugespitzt sagen, ihr Arbeitsplatz ist eigentlich mehr beim Kunden und nicht mehr hier in der Syngroup?

Lustig, dass Sie das sagen: Aktuell ist es das erste Mal in meiner Syngroup Karriere, dass ich Ende Februar noch keine einzige Meile auf meinem Flugkonto habe. Aber ja, im Schnitt sind wir 200 Tage beim Kunden. Das bringt der Job mit sich. Als Dienstleister muss man eben beim Kunden den Dienst leisten und nicht zu Hause.

Weil Sie vorhin von ihren vielfältigen Interessen erzählt haben, und dass Sie Abwechslung lieben: Ist das jetzt in gewisser Weise ein Widerspruch, wenn Sie so lange bei ein und dem demselben Key Account eingespannt sind?

Grundsätzlich könnte man das so sehen. Vor allem die jungen Kollegen, die bei uns anfangen, sagen nach einem halben Jahr, jetzt möchte ich mal was anderes machen, zu einem anderen Kunden gehen. Ich sage dann immer: Ja, macht’s das, schaut’s euch das an und macht’s euch euer eigenes Bild. Das muss jeder lernen. Natürlich birgt es Vor- und Nachteile, so lange bei einem Kunden zu sein. Der Nachteil liegt auf der Hand. Der Vorteil bei einem großen Key Account mit heute knapp 50 Standorten weltweit aber auch: Das sind 50 unterschiedliche Situationen mit 50 unterschiedlichen Problemen und 50 unterschiedlichen Lösungen.

Da ergibt sich die Vielfalt automatisch.

Genau. Es ist zwar immer ein ähnliches Segment, klar. Aber als Berater sollte man ja von der Branche, in der man tätig ist, ein gewisses Verständnis haben, um wirklich gut zu sein. Und das haben wir uns damit erarbeitet. Aufgrund der vielen Standorte bearbeiten wir ja nicht nur ein Thema für unseren Kunden: Wir sind dabei, wenn irgendwo in der Welt Rohmaterial produziert wird, wir optimieren den Kundenservice vor Ort. Im Innendienst arbeiten wir daran, dass die Aufträge effizient angenommen und abgewickelt werden, im Controlling helfen wir das die Annahmen für Kostensätze stimmen. Wieder wo anders geht es um die Instandhaltung einer Maschine, ob die Wartungspläne visuell, korrekt und verständlich sind. Usw. usf. Ich glaube, viel mehr Abwechslung kann man gar nicht haben.

Verpackungsindustrie, Nachhaltigkeit, Klimawandel: große Umweltthemen unserer Zeit? Wie wichtig sind diese Themen?

Sie sind sehr wichtig. Vor Jahren haben wir schon stark auf das Thema Logistik fokussiert, um die vielen, vielen Kilometer, die man abspult, wenn 50 Standorte weltweit beliefert werden bzw. liefern, zu reduzieren. Plastik versus Papier: das ist sein sehr präsentes Thema. Natürlich ist Papier und Karton nachhaltiger, umweltbewusster, gar keine Frage. Und heutzutage werden schon 70 Prozent der benötigten Kartonagen aus recycelten Stoffen produziert. Nur: Karton hat auch etliche elementare Nachteile gegenüber Plastik, vor allem im Bereich Lebensmittelverpackungen. Plastik ist nun mal steril und bleibt es auch nach 10 Jahren, Karton noch nicht. Dementsprechend hat Karton aktuell einen begrenzten Einsatzbereich. Da steht man heute noch vor großen Aufgaben. Aber Nachhaltigkeit an sich ist bei Karton ein großes Thema, weniger in der Herstellung der Faser, sondern in der Abfallwirtschaft. Wie bekomme ich das Material zurück, wie kann ich es aufbereiten und wiederverwenden und was muss ich tun, um recyceltes Material effizient verarbeiten zu können? Das ist heute der Weg, den man geht.

Was glauben sie, bis zu welchem Prozentsatz kann man das Recycling treiben, wie weit könnte man kommen? Und was müsste man dafür tun?

Wahrscheinlich wird man nicht viel mehr als 80% schaffen, denn es wird immer ein gewisser Anteil an Zusatzmaterial benötigt.

Wie sieht es denn mit Ihrer Work-Life-Balance aus? Wie geht sich das bei Ihnen aus?

Ich kann mich nicht beschweren, sonst hätte ich es nicht zehn Jahre bei Syngroup ausgehalten. Wir haben den Vorteil, dass die Syngroup aufgrund ihrer Größe, sehr viele Möglichkeiten anbieten kann. Solange wir unsere Aufgaben beim Kunden erfüllen, haben wir alle Freiräume, die wir brauchen. Natürlich gibt es immer wieder mal Zeiten, wo es hart ist, wo man sehr lange arbeitet und deutlich weniger zu Hause ist. Letztlich gleicht es sich aber sehr gut aus. Wir haben am Wochenende Zeit für unsere Familien, für unseren Sport, für was auch immer. Wenn wir auf Projekt sind, lassen wir den Abend auch einmal Abend sein und gehen gemeinsam mit Kollegen essen. Auf diese Freiräume achten wir alle.

Und was machen Sie jetzt so, wenn Sie frei haben? Sport?

Zum Sport komme ich derzeit leider weniger. Das hängt aber nicht mit der Syngroup zusammen, das ist familiär bedingt. Ich habe zwei kleine Kinder, und mit den beiden verbringe ich viel Zeit, sei es in der Früh, weil ich sie in den Kindergarten bringe oder am Abend, wenn ich gemeinsam mit ihnen esse – und eben wieder keinen Sport machen kann.

Und was ist Ihr Sport?

Alle Arten von Ballsport: Squash, Tennis, Golf.

Fußball?

Fußball weniger, leider. Früher habe ich sehr viel gespielt, aber irgendwie hat sich das in den letzten Jahren aufgehört.

Stichwort Verletzungsgefahr?

Verletzungen gab es schon sehr viele, aber eher in der Jugend. Aber beim Fußball eigentlich weniger, eher bei anderen Sportarten.

Wenn es nicht krass schwere Verletzungen sind.

Auch die gehören irgendwie dazu. Ich kann noch gerade stehen. Aber Ich weiß, woher meine Schmerzen  kommen, wenn ich 60 bin.

Jetzt darf ich vielleicht noch eine etwas ketzerische Frage an einen Industrieberater stellen. Gibt es Bereiche wo sie manchmal daran denken, die Welt angesichts der allgemeinen Entwicklung zu verbessern? Glauben Sie, wir könnten etwas anders machen?

Ich bin letztes Jahr auf ein Elektroauto umgestiegen. Das habe ich aber weniger aus Weltverbesserungsgründen gemacht, sondern weil es mich einfach interessiert hat. Bis jetzt bin ich wunschlos glücklich. Das Elektroauto ist – in meinem Einsatzgebiet Wien – die bestmögliche Wahl. In der Stadt gibt es aus meiner Sicht keinen einzigen Grund, der noch für einen Verbrenner sprechen würde.

Gibt es genug Ladesäulen?

Absolut. Es ist einfacher in Wien, ein Elektroauto zu laden, als eine Tankstelle zu finden! Aber andererseits mit dem E-Auto auf Urlaub zu fahren ist doch recht gewöhnungsbedürftig – heute jedenfalls. Ich bin nicht bereit, 250 Kilometer zu fahren, eine Stunde zu laden, dann wieder ein paar Kilometer zu fahren, dann wieder eine Stunde laden – das funktioniert heute noch nicht. Trotzdem, glaube ich, das E-Auto ist ein wichtiger Schritt. Ob es der Weisheit letzter Schluss ist, bin ich mir nicht sicher.

Ich wollte ein bisschen das Wachstumsdogma aufs Korn nehmen. Wenn man mit großen Firmen spricht, ist man unmittelbar damit konfrontiert: Immer noch mehr, viel mehr muss her. Es sieht eindeutig danach aus, als ob dieses Prinzip ursächlich mit der großen Umweltkrise zusammenhängt. Und mein Eindruck ist, man hört eigentlich nirgendwo jemanden der sagt: Okay, dann wachsen wir jetzt halt einfach einmal nicht mehr sooo viel weiter. Das gibt es einfach nicht, oder?

Nein, das es gibt es nicht.

Kann es das nicht geben?

Doch, es kann das schon geben. Aber das hieße, dass sich die Gesellschaft darauf einlassen müsste. Immer und immer wieder taucht zum Beispiel die Personaldiskussion auf. Jahr für Jahr arbeiten Unternehmen daran, die Personalkosten weiter runterzufahren. Das ist meist ursächlich damit verbunden, dass es aufgrund der generell doch guten wirtschaftlichen Lage Lohnerhöhungen gibt – geben muss. Der Kunde ist aber nicht bereit die damit verbundenen Preiserhöhungen zu akzeptieren. Dementsprechend entsteht das Dilemma, dass von beiden Seiten Druck aufgebaut wird. Und als Lieferant steht man zwangsläufig in der Mitte, da gibt es keinen Unterschied zwischen den Branchen. Ich glaube aber, dass es grundsätzlich möglich wäre. Das unterste Glied der Kette müsste genau das gleiche Ziel verfolgen wie das oberste Glied der Kette. Philosophisch betrachtet glaube ich auch, dass es de facto zu einer glücklicheren Gesellschaft führen könnte. Nur gibt es heute leider wenige Menschen, die bereit sind, von ihrem Status, von ihrem Gehalt, von ihrem Einkommen Abstriche zu machen. Das ist die Schwierigkeit.

Zum Schluss habe ich jetzt noch den Syngroup Wordrap für Sie mit der Bitte, dass sie möglichst kurz antworten.
Ich wünsche mir von Syngroup:

Weiter wie bisher – mit Mut zur Veränderung.

Beraterleben bedeutet:

Spaß

Einen guten Berater zeichnet vor allem eines aus:

Zuhören, ja, dass er gut zuhören kann.

Einen guten Kunden zeichnet vor allem eines aus:

Dass er weiß, was er will.

Meine größte Stärke ist:

Kommunikation

Meine Kollegen schätzen an mir vor allem:

Dass ich sie sehr viel selber arbeiten lasse.

Das Spannendste an internationalen Projekten ist:

Wahrscheinlich das Thema Kulturen, das Reisen.

Der Syngroup Claim “The Efficiency Consultants“ ist für mich:

Ich denke es ist nicht möglich alles was die Syngroup ausmacht in einen Claim zu verpacken.

Vielen Dank!
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