Referenzen – Bauwerk
BODENHAFTUNG
Klaus Brammertz, Veerwaltungsrat des europäischen Parkettboden-Primus Bauwerk Boen Group, verrät, warum er zu Hause gerne barfuß geht, was der Münztest ist und warum auch in guten Zeiten gezielte Beratung sinnvoll ist.
Die Bauwerk Boen Group zählt zu den Top-Parkettboden-Herstellern in Europa, erfreut sich wirtschaftlich bester Gesundheit. Unter welchen Aspekten bedienen Sie sich der Dienste der Syngroup?

Weil der Blick eines Dritten von Zeit zu Zeit jedem Unternehmen guttut. Auch, wenn man grundsätzlich keine Veranlassung sieht. Aber speziell auf Prozessoptimierung ausgelegte Profis auf die eigenen Prozesse schauen zu lassen, ist ein sehr wertvolles Unterfangen.

Mit Verlaub: Das scheint doppelt schwierig, da von Ihnen eingeführte Prozesse, die offensichtlich funktionieren, von externen Beratern beleuchtet und hinterfragt werden? Und gerade die holzverarbeitende Industrie ist kein Gebiet für das Schema F.

Das könnte in der Tat so sein. Aber das ist genau der Grund, warum wir mit der Syngroup zusammenarbeiten, weil sie einen großen Erfahrungsschatz aus diesem Fachgebiet mitbringen. Denn tatsächlich genießt die holzverarbeitende Industrie eine echte Sonderstellung: Der Output steht nie in einem vordefinierten Verhältnis zum Input.

Will heißen?

Dass ein Stück Holz, etwa ein Stamm mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern einen Ertrag von 400 oder 2.500 Euro/m3 bringen kann. Und das wissen wir bei all den modernen Methoden erst, wenn der Stamm aufgeschnitten wird. Eine feine Maserung, wenige Äste bedeuten einen ertragreichen Stamm, Farbveränderungen hingegen oder Risse das Gegenteil. Durch das Global Warming hat sich in diesem Bereich sehr viel verändert. Die Ausbeuten schwanken deutlich mehr als noch vor zehn Jahren.

In welchem Kontext kommt hier die Syngroup ins Spiel?

Du brauchst in diesem speziellen Business einen Partner, der die Dinge versteht. Und diese Zusammenhänge sind keinesfalls trivial, man muss die Industrie und ihre Besonderheiten ganz genau kennen. Die Syngroup liefert hier kraft ihres Know-how aus anderen Beratungstätigkeiten Ansatzpunkte zur Ertragssteigerung. Da ist wirklich viel Wissen und Expertise dahinter. Und in den Themen „Effizienz“ und „Produktivität“ ist die Syngroup ohnedies bestens bewandert.

Stichwort „Global Warming“: Wie nachhaltig ist die Branche insgesamt und Ihr Unternehmen im speziellen?

Ich kann das, glaube ich, für unsere Region sagen: Heutzutage gibt es in Europa keinen Raubbau, es wird nachhaltig forstgewirtschaftet. Die Auflagen sind streng und werden aus meiner Sicht von allen Produzenten eingehalten. Und natürlich muss Nachhaltigkeit bei uns in der DNA stecken. Wir leben von der Natur. Wir geben dem Baum ein zweites und drittes Leben.

Wie dürfen wir das verstehen?

Wie in der Wirtschaft gibt es auch in der Natur kein immerwährendes Wachstum. Ein Baum stirbt, wenngleich manche Menschen glauben, er lebt für immer. Eine Eiche etwa wird zwischen 120 und 140 Jahre alt, und auch hier gilt das Prinzip des Survival of the Fittest: Der Baum lebt in Gemeinschaft mit anderen Bäumen und die starken, die das Tageslicht für sich erobern können, gewinnen, die anderen sterben.

Haben wir ausreichend Ressourcen?

Wir haben sogar eine wachsende Bewaldung in Europa, die mit Klimawechseln zusammenhängt. In alpinen Lagen finden wir mittlerweile neue Waldflächen vor.

» Und natürlich muss Nachhaltigkeit
bei uns in der DNA stecken. Wir
leben von der Natur. Wir geben dem
Baum ein zweites und drittes Leben. «
Klaus Brammetz
CEO Primus Bauwerk Boen Group
Sie haben vorhin von der Eiche gesprochen: Ist das die Nummer 1 beim Parkett?

Mit Abstand. Wir sprechen fast von einer Monokultur. 93 Prozent der durch uns verkauften Parkettböden sind aus Eiche. Was sehr schade ist. Die Alternativen wie Buche, Esche oder Walnuss sind de facto nicht gefragt.

Themenwechsel: Sie haben den Merger zweier starker Brands, nämlich der Schweizer Bauwerk Gruppe und der norwegischen Boen Group verantwortet und durchgeführt. Wie schafft man es, einerseits zwei starke Brands, andererseits grundverschiedene Arbeitskulturen unter einem Dach zu vereinen?

Die Antwort ist sehr allgemein und eigentlich in diesem Zusammenhang immer die gleiche: Es gilt, Unternehmenskulturen zusammenzuführen und die Mitarbeiter durch alle Hierarchien hindurch zu einem Team zu formen. Das war in diesem Fall das Komplexeste, was ich an kulturellem Brückenschlag zu verantworten hatte. Das hohe Sozialbedürfnis der Norweger, ihre noch von der UDSSR geprägten, aber selbstbewussten, jungen und gut ausgebildeten Mitarbeiter aus Litauen und das eher patriarchalische Verhalten der Schweizer, für die Pünktlichkeit bedeutet, fünf Minuten vor dem Termin schon im Meeting zu sein. Das war ein Prozess über zwei Jahre, den wir mit Hilfe eines Integrationsmanagers bewältigt haben, der aber noch nicht vorbei ist.

Ein wichtiges Thema in jedem Unternehmen ist die Qualitätskontrolle: Wie geht diese bei einem derart komplexen Thema bei Bauwerk Boen vonstatten?

Die klassische Antwort, die jeder geben würde, lautet: Wir haben ganz strenge Richtlinien. Fakt ist aber auch, dass unsere Einkäufer tatsächlich in den Wald gehen und im Rahmen der Validierung auch vor Ort prüfen, ob die notwendige Anpflanzung auch tatsächlich passiert. Das findet jährlich statt, und dafür gibt es auch Audits für unsere Lieferanten. Jedenfalls sind Zertifikate das Maß der Dinge. Grundsätzlich kann man sagen, dass wir in Osteuropa sehr genau hinschauen. Wobei ich aber festhalten möchte, dass wir bei unserem Sägewerk in der Enklave Kaliningrad festgestellt haben, dass Russland sehr bewusst mit seinen Ressourcen umgeht.

Bedeuten verschiedene Lieferanten quer durch Europa nicht auch unterschiedliche Eichenarten?

Es gibt in der Tat Unterschiede, und zwar in der Farbe und im Wuchs: In Nordeuropa ist das Holz hellgrau, am Balkan zum Beispiel fast weiß. Um eine gleichmäßige Sortierung zu bekommen, vermischen wir ganz bewusst. Allerdings haben wir auch hier ein Auge auf die Nachhaltigkeit. Holz aus Kaliningrad schicken wir aufgrund der langen Distanz nicht nach Kroatien, um es dort verarbeiten zu lassen.

Es gibt auch massive Unterschiede im Preis. Woraus errechnet sich der Quadratmeterpreis?

Schlicht aus Länge, Breite und Sortierung der Dielen, die man aus einem Baumstamm erhält: Je länger und/oder breiter, je weniger Äste, je feiner gemasert, desto teurer. Und natürlich auch aus den Behandlungsmethoden. Es gibt Parkettböden mit drei sogenannten Applikationen, bei Bauwerk Boen sprechen wir von bis zu elf solcher Applikationen.

Inwieweit ist ein Dauerbrenner im Wohnbereich wie der Parkettboden eigentlich den klassischen Trends ausgesetzt?

Natürlich liefern wir viele Innovationen für den Markt, wiewohl sich am Ende mehr als 70 Prozent der Kunden für den traditionellen naturfarbenen Parkettboden entscheiden. Aktuell ist darüber hinaus pastelliges Grau en vogue. Aber allzu experimentierfreudig ist man in diesem Bereich nicht. Verständlicherweise: Eine ausgefallene Gardine oder ein exzentrisches Sofa sind einfacher auszutauschen als ein Parkettboden. Und da stellt man sich am Ende schon die Frage, ob man das 20 Jahre lang oder noch länger anschauen mag.

Wie weit schaut Bauwerk Boen in die Zukunft oder anders gefragt: Ist digital ein Thema bei Parkettböden, wo man doch wohl auch über die Haptik den Kunden erreicht.

Das ist tatsächlich die nächste große Herausforderung. Wir wollen dem Heimwerker-Boom Rechnung tragen und Parkettböden auch online verkaufen. Eine ganz besondere Herausforderung.

Eine letzte, persönliche Frage: Wie hält es Klaus Brammertz zu Hause mit dem Boden und würden Sie einen unechten Parkettboden blind ertasten können?

Ich liebe es, zu Hause barfuß zu gehen, weil sich ein Parkettboden einfach wunderbar anfühlt. Außerdem ist es eine Schweizer Sitte, dass man sich die Schuhe auszieht, wenn man wo auf Besuch ist. Und nein, einen unechten Parkettboden würde ich mit meinen Füßen allein kaum erspüren. Dafür aber mit dem Münztest: Auf einem echten Parkettboden springt eine Münze lange nicht so zurück wie auf einem unechten.

In Short
Bauwerk
  • Standort
    St.Margrethen / Schweiz
  • Mitarbeiter
    1.700
  • Gründungsjahr
    1944
  • Leistungsbereich
    Parkett Hersteller
  • Über Bauwerk Boen Group

    Die Bauwerk Boen Group ist ein Zusammenschluss der Firmen Bauwerk Parkett AG und Boen AS, mit Produktionsstandorten in Litauen, Kroatien und der Schweiz. Mit rund CHF 292 Mio. Umsatz und rund 1.700 Mitarbeitenden gehört die Gruppe zu den führenden Unternehmen der europäischen Parkettbranche.