Referenzen – Vöslauer
Wir haben nicht vor, die ganze Welt
mit unserem Wasser zu beglücken

Geschäftsführer Herbert Schlossnikl über nachhaltiges, effizientes Wirtschaften und ebensolche Berater.

Aktuell gerät das Thema „Wasser“ öfter im negativen Kontext in die Schlagzeilen. In Frankreich etwa, wo Unternehmen mehr Wasser entnehmen als die Quelle hergibt, oder auch im Zusammenhang mit Verkäufen von Quellen an Großkonzerne. Wie steht es um Vöslauer in diesem Zusammenhang?

Wir bei Vöslauer gehen grundsätzlich sehr sorgsam mit unserem Quellwasser um. Wir dürften deutlich mehr entnehmen, als wir das aktuell machen, sehen es aber als unsere Aufgabe im Sinne des Generationenschutzes, verantwortungsvoll mit unserem wertvollen Naturschatz umzugehen. Bei uns wird nur jene Menge Wasser entnommen, die auch tatsächlich in die Flasche kommt.

Heißt das nun, dass wir in Österreich Absatzprobleme haben?

Nicht wirklich, aber wir haben in Österreich wenig Potenzial nach oben, wobei der limitierende Faktor nicht die Quelle ist, sondern eher der Markt. Vöslauer hat in Österreich einen sehr schönen Marktanteil von über 40 Prozent. Jedes Prozent mehr, das wir uns in Österreich erarbeiten, ist verhältnismäßig teuer. Speziell unter den Rahmenbedingungen eines nicht wachsenden Wassermarktes.

Die Schlussfolgerung muss dann lauten: Neue Märkte erschließen?

Für uns ist Deutschland einer unserer wichtigsten Exportmärkte, unsere Exportquote beträgt derzeit rund 18 Prozent. Ziel ist es, dort unsere Marktpräsenz noch stärker auszubauen, denn hier sehen wir großes Potenzial.

Stehen neben Deutschland noch andere Länder am Plan?

Was wir sicher nicht wollen, ist unser Wasser nach Taiwan oder Saudi-Arabien, sprich weltweit, zu exportieren. Das macht allein aus unserem inneren Antrieb heraus keinen Sinn und da geht es uns sehr wohl auch um das Thema Nachhaltigkeit. Aber wenn wir schon nach Bludenz liefern, machen auch München oder Frankfurt Sinn. Zudem sind uns die Deutschen sehr ähnlich.

Apropos Nachhaltigkeit: Seit zwei, drei Jahren ist das Thema „Glasflasche“ wieder virulent geworden. Macht das aus Ihrer Sicht Sinn?

Das Thema beschäftigt uns enorm. Nach über einem Jahrzehnt ist das Verpackungsthema ein wenig im Umbruch und die Mehrweggebinde haben wieder dazugewonnen. Aber die Diskussion rund um das Thema Plastik wird aus meiner Sicht nicht sauber geführt. Denn in der Ökobilanz liegt unsere rePET-Flasche gleichauf oder sogar etwas besser als die Mehrweg-Glasflasche.

Wenn Sie die Wahl hätten?

Für mich ist unsere rePET-Flasche klar der Favorit: Auch hier wird der Recycling-Kreislauf zu 100 Prozent geschlossen, wenn auch auf eine andere Art als bei Glas. Der Faktor Hygiene ist besser, außerdem sind der Materialeinsatz, der Produktionsablauf und die Packungsdichte bei rePET-Flaschen wirtschaftlich sinnvoller. Allein der interne logistische Mehraufwand, den wir für Glasflaschen betreiben müssen, ist enorm.

Rund um das Thema Anlagen hatten Sie vor einigen Jahren trotz der marktführenden Position auf externe Beratung durch die Syngroup zurückgegriffen. Was macht für Sie die Rolle eines guten Beratungsunternehmens aus?

Dass man Prozesse mehrfach kritisch hinterfragt und sinnvolle Verbesserungen und Lösungen anbietet.  Bei Vöslauer haben wir damals speziell im Produktionsbereich die Reaktionszeiten bei Problemen verkürzt. Es gab da und dort kleine, aber auch größere Mängel an den Anlagen, die immer wieder verschleppt wurden. Gemeinsam mit der Syngroup haben wir ein System und eine Struktur aufgebaut, die unsere Reaktionsgeschwindigkeit bei Problemen deutlich verbessert hat. Zur Verdeutlichung: Es gibt für alle Anlagen einmal pro Jahr eine komplette Revision, bei der alle Verschleißteile ausgetauscht werden. Und da wir im Sommer doppelt so viel Wasser verkaufen wie im Winter, sollte es während dieser Zeit möglichst kurze Reaktionszeiten geben, sollte es doch irgendwo haken.

In welcher Form hat sich die Syngroup hierbei eingebracht?

Etwa in der Effizienzsteigerung bei den Arbeitsvorbereitungen für die Revisionen. Oder auch in der Organisation dieses Prozesses hat die Syngroup das alles bestens eingetaktet und die Abläufe optimiert. Auch, dass alle Verschleißteile ständig verfügbar waren und sofort ausgetauscht werden konnten, hat unsere Situation deutlich verbessert. Es musste keine der Abfüllanlagen nochmals aufgemacht werden, um etwas nachzubessern. Und was ebenfalls für die Syngroup spricht, und wo sich die Spreu vom Weizen trennt: Die Beratung ist nachhaltig. Das sind keine Blitzlichter, die ein paar Monate funktionieren und dann ist es wieder vorbei. Wir haben von der Syngroup Tools und Instrumente in die Hand bekommen, die auch Jahre später noch funktionieren.

Jahre später ist ein gutes Stichwort: Wie macht sich Vöslauer fit die Zukunft?

Wir entwickeln uns stetig weiter und achten stets auf die Bedürfnisse unserer Konsumenten, das betrifft einerseits unsere Produkte aber auch das Thema Nachhaltigkeit – hier haben wir uns hohe Ziele bis 2025 gesetzt. Darüber hinaus haben wir im Frühjahr 2019 eine neue Glasanlage in Betrieb genommen, um unser Mehrweg-Angebot weiter auszubauen. Und es gibt noch weitere große Projekte, die wir für 2020 geplant haben.

Auch bei einem klassischen Produkt wie Mineralwasser stehen alle Zeichen also auf Digitalisierung?

Natürlich müssen auch wir uns fragen, was kann für uns Sinn machen? Aktuell können wir im Bereich Instandhaltung und Fernwartung unseren Technikern mit einer eigenen VR-Brille Hilfestellung leisten. Dadurch ersparen wir uns zum Beispiel Wegzeiten. Es gibt auch noch Ansätze im Bereich der Logistik oder der Palettenbestückung.

Eine Frage noch zum Thema Markensortiment: Ist es mit dieser Vielfalt marketingtechnisch nicht unfassbar herausfordernd, im wahrsten Sinne des Wortes die Balance zu finden?

Natürlich ist es eine Herausforderung die Komplexität und Effizienz unter einen Hut zu bringen. Ich denke, wir sind so gut aufgestellt, dass sich Volumen und unser Sortiment gut managen lassen.

Zu guter Letzt: Woher kommt die Innovationskraft von Vöslauer?

Wir sind sehr stark von unserem Marketing und Vertrieb getrieben und auf Kongressen und Veranstaltungen unterwegs. So versuchen wir Trends auf unsere Branche umzumünzen und schauen uns internationale Hotspots sehr genau an. Berlin etwa, da tut sich gerade richtig viel. Und wenn wir die Entwicklungen analysieren, schauen wir, welche zu Vöslauer passen könnten.

In Short
Vöslauer
  • Gründungsjahr
    1936
  • Mitarbeiter
    211
  • Umsatz 2018
    102,96 Mio. EUR
  • Exportquote 2018
    17,7%
  • Geschäftsbereich
    Abfüllung und Vertrieb von Vöslauer Natürliches Mineralwasser, Vöslauer Flavour, Vöslauer Balance, Vöslauer biolimo und den Lizenzmarken Almdudler, Pepsi Cola und Seven up
  • Zum Unternehmen

    Das Unternehmen wurde 1936 von der Zentralsparkasse als Vöslauer Heilquellenverwertungsgesellschaft gegründet. Die wirtschaftliche Basis von Vöslauer Mineralwasser ist die Quelle – der Ursprung. Über 660 Meter tief gelegen sprudelt sie seit 15.000 Jahren artesisch und sie ist die Grundlage aller Produkte und Konzepte. Die damit einhergehende Verantwortung wird bei Vöslauer sehr ernst genommen, denn die Quelle ist ein wichtiger Teil der Unternehmensgeschichte. Der Unternehmenssitz in Bad Vöslau und das Thermalbad als Mittelpunkt des Ortes stellen eine untrennbare Bindung mit der Region dar.

     

    Für Vöslauer ist die nachhaltige, ressourcenschonende Produktion eine wichtige unternehmerische Verantwortung. 2018 hat das Unternehmen daher die erste Flasche aus 100 % rePET (recyceltes PET) auf den Markt gebracht und damit einen beispielhaften Beitrag zur Kreislaufwirtschaft geleistet. Durch die konsequente Orientierung am Kundenbedarf ist Vöslauer auch im Glas-Mehrweg-Bereich Trendsetter und Innovationsführer, so wurde im Sommer 2019 die erste 0,5 l Glas-Mehrweg-Mineralwasserflasche in Österreich gelauncht. Das Credo lautet: Jedes Produkt soll nachhaltiger sein, als der Vorgänger. Denn für Vöslauer ist Nachhaltigkeit wesentlicher Bestandteil der Unternehmensphilosophie und -Strategie. So wurden für 2025 auch konsequente Ziele definiert: Jede Vöslauer Flasche besteht zu 100 % aus recyceltem Material und das Unternehmen wird 100 % CO2-neutral.