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AUFBRUCH IN EINE NACHHALTIGE ZUKUNFT
PRODUCTION & OPERATIONS MANAGEMENT
Teil 2
Birgit Daxböck, Martin Leitner und Philipp Miedler berichten von der Production and Operations Management Society (POMS) 2023 International Conference

Gemäß dem Thema der heurigen POMS International Conference “Operations Management & United Nation’s Sustainable Development Goals (UNSDGs)“ lag das Hauptaugenmerk auf der Rolle von Operations Management-Tools und -Konzepten zur Veränderung unserer Welt und zur positiven Beeinflussung eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen .

Im 2. Teil der Konferenz-Nachbetrachtung fassen unsere Kolleg/inn/en Birgit Daxböck, Martin Leitner und Philipp Miedler die thematischen Highlights aus den 21 „Themes & Tracks“ hervor, in denen die Nachhaltigkeit und Krisenmanagement in verschiedensten Facetten von führenden Wissenschaftlern in den jeweiligen Disziplinen behandelt und diskutiert wurden.

TRACK: SUPPLY CHAIN MANAGEMENT

Kapazitätsplanung & Abstimmung von Angebot und Nachfrage
S&OP – Sales and Operations Planning Prozess

Ein Vortrag der Universität Aalborg befasste sich mit dem Sales & Operations Planning Prozess. Anhand einer Fallstudie wurde untersucht, inwieweit S&OP flexibel auf verschiedene Herausforderungen reagieren kann. Aus unseren Gesprächen mit Forschenden ergab sich ein widersprüchliches Bild: Zum einen gibt es in der Forschung kaum noch Interesse, den Prozess zu behandeln. Man fokussiert hier viel mehr auf Teilbereiche innerhalb des S&OP (siehe Forecasting). Zum anderen nehmen aber alle Beteiligten wahr, dass das Thema in der Industrie eine Renaissance erfährt und der Bedarf an Beratung stark zugenommen hat.

Lager- und Bestandsmanagement
Forecasting

Mehrere Konferenzbeiträge beschäftigten sich mit der Mustererkennung auf Basis algorithmischer Auswertungsmethoden. Die interessanteste Erkenntnis war dabei: es konnte nachgewiesen werden, dass die Forecast-Genauigkeit einen überproportional positiven Effekt auf das Ergebnis von Unternehmen hat und dementsprechend auch die meisten Anstrengungen in dieses Thema fließen sollten.

Routenplanung / Optimierung von Logistik- und Transportdienstleistungen
Distribution / Routing

Der Großteil der Beiträge im Segment “Logistik, Transport und Routing” befasste sich mit der Optimierung inklusive Simulationen von hybriden Methoden der Lieferung / Abholung. Damit sind Konzepte gemeint, bei denen eine langsamere, trägere Transporteinheit mit großer Reichweite mit kleineren, flexibleren, kurzreichweitigen Einheiten zusammenarbeitet. Beispiel: Ein Post-LKW dient als Hub für die Befüllung und Beladung von Lieferdrohnen, um die Auslieferungsrate in ländlichen Gegenden deutlich zu steigern.

TRACK: DISRUPTIVE TECHNOLOGIEN & OPERATIONS MANAGEMENT

Einführung und Umsetzung disruptiver Technologien / Blockchain und Operations Management
Digital Product Passport (DPP)

Auch dieses Themenfeld wird von EU-Regularien angeheizt. Sowohl Forschung als auch Unternehmen beschäftigen sich intensiv damit, wie man welche Daten über die gesamte Supply Chain hinweg beschaffen und wie beziehungsweise wo man sie verarbeiten und externen Stakeholdern zugänglich machen kann, um neuen Anforderungen gerecht zu werden (Stichwort Kreislaufwirtschaft).

In mehreren Vorträgen wurden außerdem Strategien diskutiert, eine Blockchain-basierende Rückverfolgbarkeit als Lösung für Echtheitsprüfungen bzw. Zertifizierung großflächig in den Märkten zu etablieren. Dadurch würde weniger Know-how von Endkunden (Expertentum) benötigt werden, die Kosten müssten aber sehr wohl von den Endkunden getragen werden.

Preventive Maintenance / AGV-Produktionsaufträge / Autonome Transportsysteme
Digital Twin

Dieser Bereich war etwas unterrepräsentiert. Erwähnenswert sind Beiträge zu Preventive Maintenance Modellen für Linienfertigung basierend auf Machine Learning Algorithmen und Agent-based Modellierungen von Terminierung / Koordination von AGVs (Automated Guided Vehicles) und Maschinen inkl. Machine Learning.

TRACK: GLOBAL OPERATIONS STRATEGY

Globale Lieferketten & Operations Strategie
ESG

Obwohl ein verpflichtendes ESG Reporting für KMU nicht eingeführt wird, dürfen Unternehmen das Thema nicht vollständig ignorieren. Forschende nannten zwei wichtige Gründe, warum es auch für Klein- und Mittelunternehmen wichtig sein wird, ESG Initiativen zu starten und Evaluationsprozesse zu implementieren. Der wichtigste Grund ist, dass KMU oft Teil einer langwierigen Wertschöpfungskette sind und Stakeholder hier extremen Druck aufbauen können. Der zweite Grund ist, auch in Zukunft attraktiv zu bleiben – zum einen für Investoren, die Nachhaltigkeitskriterien immer höhere Priorität zuordnen und um beim Thema Fachkräftemangel für potentielle Mitarbeiter attraktiv zu sein. Konkrete Handlungsempfehlungen für die Zielgruppe KMU fehlen allerdings komplett.

Auch bei größeren Unternehmen, die direkt von ESG Reporting Anforderungen betroffen sind, herrscht noch kein einheitliches Bild. Untersuchungen zeigen, dass viele Unternehmen sich noch nicht gut vorbereitet fühlen und sowohl marktbezogene als auch juristische Risiken im Zusammenhang mit den neuen Regularien sehen.

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Paris und die POMS International Conference 2023 waren eine Reise wert. Mit viel neu gewonnenem Wissen und wertvollen Kontakten zu Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen im Gepäck, setzen wir unsere Reise in eine nachhaltige und krisenresistente Zukunft voller Motivation fort.

IHR ANSPRECHPARTNER FÜR PRODUCTION & OPERATIONS MANAGEMENT
Dr. Philipp Miedler, Senior Manager
philipp.miedler@syn-group.com
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